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Du darfst nicht mitspielen!

Ich bin stark weil ich mich mag.

Wenn ich die Kinder frage, ob ihnen schon einmal passiert ist, dass ihnen gesagt wurde: „Du darfst nicht mitspielen!“, fühlen sich alle Kinder angesprochen, und ich merke, dass diese Frage sie alle bewegt. Für mich ist es dann besonders wichtig, dass sie merken, dass dies jedem passieren kann und nicht nur sie allein betroffen sind. Dieses Wissen zeigt ihnen, glaube ich, dass ein Ausschluss von anderen im Spiel in den meisten Fällen nicht an ihnen liegt, sondern dass fast jeder diese blöde Erfahrung mal macht.

Die Gründe warum Kinder andere Kinder in einem Spiel ausschließen, können vielfältig sein, z.B.: Kinder brauchen eine Pause voneinander, ein Spiel funktioniert nur zu zweit, sie haben sich gestritten und es muss ein wenig Zeit vergehen, jemand will nicht teilen, es gibt Machtkämpfe, jemand möchte exklusive Zeit mit einem anderen Kind verbringen, das Spiel hat bereits begonnen ...

Ausgeschlossen werden ist definitiv eine der größten Ängste unserer Kinder und beschäftigt sie sehr. Ich könnte wahrscheinlich Stunden mit solchen Erfahrungen der Kinder füllen. Besonders wichtig ist mir dann in diesem Kontext vor allem über das Selbstwertgefühl zu sprechen. Ein Kind mit einem starken Selbstwertgefühl gelingt es oft besser mit einer solchen Situation umzugehen. Das liegt daran, dass es nicht um jeden Preis mitspielen will und Alternativen hat, um für sich selbst zu spielen. Die Erfahrung wird zwar auch als unangenehm wahrgenommen, bestimmt aber nicht weiter wie sie sich selbst wahrnehmen.

Ich versuche zu erkennen, ob Kinder sich selbst einen hohen Wert geben, indem ich darauf achte, wie sie über sich selbst sprechen und wie sie sich gegenüber Freunden und anderen verhalten. Wenn sie schlecht über sich selbst sprechen oder nichts Positives an sich bemerken, ist vielen nicht klar, dass sie sich selbst mit ihren Gedanken herunterziehen. Denn die meisten Kinder müssen erst lernen, dass es die Möglichkeit gibt, sich selbst in Gedanken gut zuzusprechen, sich selbst zu motivieren und Komplimente zu geben.

In meinen fortlaufenden Kursen versuche ich den Selbstwert zu stärken, indem ich nicht mit positiven Äußerungen spare, unerwartete Komplimente mache und sehr viel Zuspruch gebe. Ich spreche dann auch offensiv über mich positiv, damit sie sehen können, wie das geht. Ich schaue mir die Stärken an und versuche sie vor allen sichtbar zu machen und diese nicht in Vergleich zu anderen zu stellen, sondern die Aufmerksamkeit auf den individuellen Lernweg zu richten. Selbstwert bei Kindern zu erzeugen, ist für mich persönlich die herausforderndste Aufgabe, und dieser Text ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus meinen Gedanken dazu.

Aber nochmal zurück zu dem Thema vom Anfang: Was kann deinem Kind jetzt helfen, damit es beim Spielen nicht ausgeschlossen wird? Bzw. wie kann es sich verhalten, wenn es doch passiert?

Hier sind ein paar Tipps:

  • Sage deinem Kind, dass es jedem passiert, dass es auch dir als Kind schon mal passiert ist.

  • Richte immer den Fokus auf Alternativen. Rede mit deinem Kind über die Situationen und zeige Alternativen auf.

  • Hilf deinem Kind zu erkennen, was echte Freunde sind, damit es weiß, mit wem es sich lohnt zu spielen.

  • Unterbreche, wenn möglich, dein Kind nicht beim Alleinspiel. So bleibt es immer eine Alternative für sie, wenn sie mal ausgeschlossen werden.

  • Ermögliche, dass dein Kind verschiedene Freundeskreise aufbauen kann, zum Beispiel durch Hobbys.

  • Generell gilt für mich: Kinder, die Stärke zeigen können, indem sie klar kommunizieren, was sie möchten und was nicht, sowie ihre Grenzen deutlich aufzeigen, sind Kinder, die von anderen Kindern anerkannt werden, weil diese spüren, dass ihre Anerkennung nicht um jeden Preis zu haben ist.


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